Tödliche Schüsse in Nürnberg: Angeklagter schweigt

Ein 29-jähriger Mann steht vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth wegen tödlicher Schüsse in der Südstadt von Nürnberg. Der Angeklagte, der sich unter anderem wegen Mordes verantworten muss, macht von seinem Schweigerecht Gebrauch.

Die Tat ereignete sich am 24. Oktober 2022 vor einem Restaurant, bei der ein Mann starb und ein weiterer schwer verletzt wurde. Der Angeklagte wurde nach intensiven Fahndungsmaßnahmen in Italien festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Der Prozess umfasst mehr als 29 Verhandlungstage und beinhaltet die Befragung von über 100 Zeugen. Es wird nicht nur der Tathergang untersucht, sondern auch die Hintergründe und das Motiv, darunter ein vorangegangener Streit zwischen den beteiligten Personen.

Mögliches Strafmaß

Der Vorsitzende Richter wies darauf hin, dass im Falle einer Verurteilung auch die besondere Schwere der Schuld berücksichtigt werden könnte. Gemäß der Staatsanwaltschaft hatten die beiden Opfer keine Vorstellung von einem Angriff und waren auch nicht in der Lage, sich dagegen zu verteidigen. „Der Angeklagte hat diese Situation bewusst ausgenutzt“, heißt es in der Anklageschrift.  

Dies würde sich sowohl auf die Mordmerkmale der Heimtücke und der niederen Beweggründe beziehen als auch auf die Tatsache, dass durch die tödlichen Schüsse zwei Kinder ohne Vater aufwachsen müssen. Das Opfer, hinterließ eine schwangere Frau sowie eine kleine Tochter. Die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld ist eng mit einer lebenslangen Haftstrafe verbunden, was bedeutet, dass ein Verurteilter nicht bereits nach 15 Jahren auf Bewährung entlassen werden kann. Die Strafvollstreckungskammer wird dann zusätzlich zur Mindestdauer von 15 Jahren festlegen, wie lange die Strafe verbüßt werden muss. Der Angeklagte muss sich unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Hintergründe der Tat

Die Schüsse waren gegen 20 Uhr vor einem Restaurant gefallen. Geplant war ein Treffen in einem Café, wo die Männer beabsichtigten, über einen vorangegangenen Streit zu sprechen und eine Versöhnung anzustreben – zumindest war das die Annahme der beiden Opfer. Jedoch endete das Treffen in einem tragischen Ereignis, als der Verdächtige plötzlich eine Pistole zog und auf sie schoss. Der 30-jährige Mann erlitt einen Treffer im Brustkorb und verstarb später im Krankenhaus, während der 35-jährige Mann in Bauch und Oberschenkel getroffen wurde. Glücklicherweise konnte eine Operation sein Leben retten.

Während des Angriffs soll der Schütze auf Türkisch eine Beleidigung ausgesprochen haben und die Frage gestellt haben: „Warum hast du meiner Freundin geschrieben?“ Nach den Ermittlungen hatte eines der Opfer zuvor Kontakt zur Ex-Freundin des Angeklagten über Chatnachrichten aufgenommen. Ob dies der Auslöser für die Tat war, blieb am ersten Prozesstag genauso unklar wie die genauen Gründe für den vorangegangenen Streit.

Ansätze zur Abwehr der Anschuldigungen

In Anbetracht der vorliegenden Anklage und Beweise könnte eine potenzielle Verteidigungsstrategie darauf abzielen, die Schuld des Angeklagten zu bestreiten und Zweifel an der Beweislage zu säen. Hier sind einige mögliche Ansätze:

  • Bestreiten der Identität: Die Verteidigung könnte argumentieren, dass es keinen schlüssigen Beweis dafür gibt, dass der Angeklagte tatsächlich die Person war, die die Schüsse abgegeben hat. Sie könnten auf mögliche Unschärfen in Zeugenaussagen oder Videobeweisen hinweisen.
  • Notwehr oder Notwehrexzess: Die Verteidigung könnte behaupten, dass der Angeklagte aus Angst um sein eigenes Leben oder in einem Moment emotionaler Überreaktion gehandelt hat, insbesondere wenn sie auf frühere Bedrohungen oder Angriffe durch die Opfer hinweisen können.
  • Mangelnde Absicht: Die Verteidigung könnte argumentieren, dass der Angeklagte nicht die Absicht hatte, jemanden zu töten oder schwer zu verletzen, sondern dass die Handlung spontan und ohne vorherige Planung geschah.
  • Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Zeugen: Die Verteidigung könnte versuchen, die Glaubwürdigkeit der Zeugen, die gegen den Angeklagten aussagen, in Frage zu stellen, indem sie deren Motive, Erinnerungen oder Wahrnehmungen in Zweifel ziehen.
  • Psychologische oder emotionale Umstände: Die Verteidigung könnte auf psychologische oder emotionale Umstände des Angeklagten hinweisen, die seine Handlungen beeinflusst haben könnten, wie zum Beispiel psychische Probleme oder traumatische Erfahrungen.

Die Wahl der Verteidigungsstrategie hängt stark von den spezifischen Umständen des Falles, den verfügbaren Beweisen und den jeweiligen Gesetzen und Verfahrensregeln ab.

Fazit

Mit Blick auf die vorliegenden Fakten und Beweise des laufenden Prozesses bleibt die Klärung einiger entscheidender Fragen von höchster Bedeutung. Insbesondere gilt es, das Motiv hinter der Tat sowie das komplexe Beziehungsgeflecht des Tatverdächtigen weiter zu ergründen. Trotz intensiver Ermittlungen stehen diese Aspekte noch im Dunkeln und stellen wesentliche Punkte dar, um das Geschehene vollständig zu verstehen.

Des weiteren bleibt die Herkunft der bei der Festnahme aufgefundenen Schusswaffe ein Rätsel, das es zu lösen gilt. Die Unklarheit bezüglich dieser entscheidenden Information deutet möglicherweise auf ein größeres Netzwerk hin, in dem der Tatverdächtige agiert haben könnte.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Verdächtige sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland über ein breites Netzwerk und mehrere Anlaufadressen verfügte. Diese Vermutung weist auf eine mögliche internationale Dimension des Falls hin und könnte weitere Ermittlungen erfordern, um sämtliche Verbindungen und Hintergründe zu beleuchten.

In den kommenden Wochen und Monaten wird somit erwartet, dass die Strafverfolgungsbehörden weiterhin intensiv daran arbeiten werden, diese offenen Fragen zu klären und sämtliche relevanten Informationen zu erlangen. Der Ausgang des Prozesses sowie die Ergebnisse der weiteren Ermittlungen werden maßgeblich dazu beitragen, Licht in die dunklen Bereiche dieses tragischen Vorfalls zu bringen.