Verhängnisvoller Doppelgängerinnen-Mord in Ingolstadt: Einblick in ein mysteriöses Verbrechen und seine verworrenen Zusammenhänge

Der Fall im Fokus

Ein spektakuläres Verbrechen: Am 16. August 2022 entdeckt die Polizei die Leiche einer jungen Frau in einem Auto, ermordet durch 56 Messerstiche. Der brutale Akt wurde mutmaßlich begangen, um einer anderen Frau, die der Toten frappierend ähnlich sieht, ein neues Leben zu ermöglichen. Die Hintergründe dieses Verbrechens sollen im Prozess klargestellt werden, der am Dienstag, dem 16. Januar, am Landgericht Ingolstadt beginnt. Die beiden Angeklagten, mittlerweile 24 Jahre alt, müssen sich wegen Mordes und Anstiftung zum Mord verantworten. Was wissen wir bisher über diesen verstörenden Fall?

Hintergründe der grausamen Tat

In einem verzweifelten Versuch, ihrem jesidischen Familienclan zu entkommen, soll die junge Frau geplant haben, ihren eigenen Tod vorzutäuschen. Ihr wird vorgeworfen, ihr Vorhaben durch die Ermordung einer jungen Frau, die ihr verblüffend ähnlich gesehen haben soll, in die Tat umgesetzt zu haben. Unterstützung soll sie dabei von dem zweiten Angeklagten, Herrn Sheqir K, bekommen haben, der sich aktiv an der Umsetzung dieses Tatplans beteiligt haben soll. Welche Beziehung die Frau und der Mann zueinander hatten, sei noch nicht abschließend geklärt; ein Paar seien sie wohl nicht gewesen.

Gemäß den Ermittlungen soll die Angeklagte mehrere potenzielle Opfer über verschiedene Social-Media-Profile kontaktiert haben, mit dem Ziel, sie „durch falsche Versprechungen zu einem Treffen zu bewegen“. So soll sie virtuelle Kontakte zu mehreren jungen Frauen geknüpft haben, unter ihnen auch Khadidja, die später zum tragischen Opfer werden sollte.

Anfang August soll die mutmaßliche Täterin ein Treffen mit Khadidja für den 16. August vereinbart haben. Mit geschickten Täuschungen soll die Kosmetikerin ihr ahnungsloses Opfer in einen Hinterhalt gelockt haben, so der Vorwurf der Ermittler.

So soll sie sich, zusammen mit dem weiteren Angeklagten Sheqir K., auf den Weg nach Heilbronn begeben haben, um die junge Frau abzuholen.

Am Tattag sollen sich die beiden Angeklagten gemeinsam zum Wohnort des späteren Opfers begeben haben. Doch statt den vermeintlichen Zielort anzusteuern, sollen sie gemeinsam das Opfer in Richtung Ingolstadt gebracht haben. Das Verbrechen habe sich dann mutmaßlich in einem Waldstück auf dem Weg von Heilbronn nach Ingolstadt ereignet.

Hier soll die junge Frau durch eine Vielzahl von Stichen in ihren Körper getötet worden sein, die als heimtückisch und von niederen Beweggründen geprägt beschrieben werden. Mehr als 50 Stichverletzungen soll sie bei diesem brutalen Akt erlitten haben. Anschließend sollen die beiden Tatverdächtigen ihre Fahrt fortgesetzt und die Leiche in einem abgelegenen Wohngebiet am Ufer der Donau in Ingolstadt abgelegt haben.

Zusätzliche Dimension der Ermittlungen: Schreckschusswaffe taucht ein Jahr nach der Tat auf

Am achten Verhandlungstag des Prozesses um den Doppelgängerinnen-Mord erhoben die Verteidiger der Angeklagten Shahraban K. Vorwürfe gegen die bisherige Ermittlungsarbeit. Der Kernpunkt des Vorwurfs liegt in einer vermeintlich schlampigen Vorgehensweise der Ermittler, nachdem wohl mehr als ein Jahr nach der Tat eine Schreckschusswaffe im bereits durchsuchten Pkw der Angeklagten auftauchte.

Die mit dem Fall befasste Staatsanwältin Alexandra Engel ließ den Wagen erneut überprüfen, nachdem Zeugenaussagen von einem möglichen Ortungssystem, welches an diesem angebracht gewesen sein soll, im Raum standen. Statt eines Air Tags wurde eine PTB-Waffe, eine Art Schreckschusspistole, gefunden. Die Verteidigung äußerte nach diesem Fund erhebliche Bedenken aufgrund der plötzlichen Entdeckung einer Waffe in einem anscheinend bereits gründlich durchsuchten Pkw.

Von Totschlag zu heimtückischem Mord

Die Angeklagten sehen sich nunmehr mit dem Vorwurf konfrontiert, einen gemeinschaftlichen Mord begangen zu haben. Diese Fassung der Anklage bringt im Gegensatz zu einem vorgeworfenen Totschlag erhebliche Veränderungen im Strafmaß mit sich.

Das Strafmaß für heimtückischen Mord ist in der Regel deutlich höher und kann zu lebenslanger Freiheitsstrafe führen.

Die genaue Höhe der Strafe hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Umstände des Verbrechens, die Beweislage, das Vorstrafenregister der Angeklagten und eventuell sich ergebende strafmildernde Umstände. Im deutschen Rechtssystem kann das Gericht bei besonders schwerwiegenden Straftaten eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängen. Der Vorwurf des heimtückischen Mordes setzt eine höhere kriminelle Energie und eine gezielte Planung voraus. Die weitere Entwicklung des Strafprozesses wird zeigen, ob sich der Mordvorwurf mit dem besonderen Mordmerkmal bestätigt.

Mögliche Verteidigungsstrategie im Doppelgängerinnen-Mordfall

    • Bedenken hinsichtlich der Beweisführung: Die Verteidigung könnte die Integrität der Beweiskette infrage stellen und auf mögliche Unzulänglichkeiten bei der Sicherung und Präsentation von Beweismitteln hinweisen. Dabei könnten sie auf die plötzliche Entdeckung der Schreckschusswaffe und mögliche Verfahrensfehler während der Ermittlungen verweisen.

    • Fehlerhafte Identifizierung des Opfers: Die Anwälte könnten argumentieren, dass die anfängliche falsche Identifizierung des Opfers die Zuverlässigkeit der gesamten Ermittlungsarbeit infrage stellt. Dies könnte Zweifel an der Genauigkeit und Sorgfalt der Untersuchungen wecken.

    • Vertrauenswürdigkeit von Zeugenaussagen hinterfragen: Die Verteidigung könnte versuchen, die Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen, insbesondere solchen, die in der Gesamtheit der Beweiskette zu der derzeit verhandelten Anklage geführt haben, zu erschüttern. Hierbei könnten mögliche Widersprüche oder Unsicherheiten in den Aussagen betont werden.

    • Alternative Tätertheorie: Die Anwälte könnten eine alternative Tätertheorie und Motive vorbringen und darauf hinweisen, dass andere Personen für das Verbrechen verantwortlich sein könnten. Dies könnte auf Unstimmigkeiten in den Ermittlungen und mögliche Versäumnisse der Polizei hindeuten.

    • Unzureichende Beweislage für heimtückischen Mord: Da die Anklage von Totschlag auf heimtückischen Mord erweitert wurde, könnte die Verteidigung auf unzureichende Beweise für das Vorliegen von spezifischen Mordmerkmalen hinweisen. Dies könnte beispielsweise auf die Notwendigkeit eines klaren Beweises für eine gezielte und besonders hinterlistige Tötungsabsicht abzielen.

Prozessfortschritte und offene Fragen

Während der Prozess um den Doppelgängerinnen-Mord an Fahrt aufnimmt, bleiben einige Schlüsselfragen offen und bieten Raum für zukünftige Entwicklungen:

    • Bedeutung der Schreckschusswaffe: Die überraschende Entdeckung einer Schreckschusswaffe im Auto der Angeklagten wirft Fragen auf. Der genaue Ursprung und die Rolle dieser Waffe könnten weiterhin im Fokus stehen und möglicherweise neue Erkenntnisse über die Hintergründe des Verbrechens liefern.

    • Weitere Zeugenaussagen und Beweismittel: Die Aussagen von Zeugen sowie weitere Beweismittel könnten im Verlauf des Prozesses an Bedeutung gewinnen und zusätzliche Einsichten in die Umstände des Verbrechens bieten. Neue Informationen könnten den bisherigen Erzählstrang beeinflussen und zu einer differenzierteren Sicht auf den Fall führen.

    • Verteidigungsstrategien und Gegenargumente: Die Verteidigung wird voraussichtlich ihre Strategien anpassen und versuchen, weitere Argumente gegen die Anklagepunkte zu präsentieren. Dies könnte zu neuen Erklärungen und Interpretationen führen, die die Komplexität des Falls weiter erhöhen.

    • Die Angeklagten könnten versuchen, die Tat und das ihr zugrunde liegende Motiv auf den jeweils Anderen zu schieben.

    • Gerichtsentscheidungen und Strafmaß: Die Gerichtsentscheidungen bezüglich der Anklagepunkte und das daraus resultierende Strafmaß werden den Ausgang des Falls maßgeblich beeinflussen. Der Prozess könnte in eine Phase eintreten, in der die Angeklagten und ihre Verteidigung entscheidende Schritte unternehmen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

Der Doppelgängerinnen-Mordfall wird weiterhin die Öffentlichkeit fesseln und aufgrund seiner Komplexität und überraschenden Wendungen für anhaltende Diskussionen sorgen. Die nächsten Gerichtstermine und die fortlaufende Berichterstattung werden einen Einblick in die weitere Entwicklung dieses tragischen Kriminalfalls bieten.

Quellen

https://www.bild.de/regional/muenchen/news-inland/doppelgaengerinnen-mord-von-ingolstadt-neue-haftbefehle-gegen-taeter-duo-82726602.bild.html

https://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/ingolstadt-doppelgaengerinnen-mordfall-was-wir-vor-prozessbeginn-wissen-id68983456.html

https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/ermittlungen-beim-doppelgaengerinnen-mord-im-fokus-des-landgerichts-ingolstadt-15450755

https://www.donaukurier.de/themen/d/doppelgaengerinnen-mord

https://www.sueddeutsche.de/panorama/mord-prozess-ingolstadt-doppelgaengerin-khadidja-23-jaehrige-news-aktuell-1.6333789?reduced=true

https://www.sueddeutsche.de/bayern/mord-ingolstadt-doppelgaengerin-verbrechen-bayern-polizei-1.5741621

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/mord-doppelgaenger-ingolstadt-eppingen-prozess-auftakt-100.html

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/mord-doppelgaenger-ingolstadt-eppingen-prozess-auftakt-100.html